Ein paar Geheimnisse hat ihnen das Ahrensburger Lefo-Institut entlockt.
Im Auftrag des STERN machten die Chemiker eine Stichprobe und guckten
in fünf zufällig ausgewählten Hotels in Norddeutschland
unter die Bezüge. Sie inspizierten Matratzen. Kopfkissen und
Inletts. "Da kam ein paarmal eine braune Brühe aus
dem Zeugs". sagt Lefo-Analytiker Dr. Gerhard Wichmann,
"die zum Ekeln war." Der Forscher hat sich als Gast einquartiert
und dabei Feinstaubproben aus dem Material gesaugt und es mit destilliertem
Wasser ausgelaugt. Mit Wärme wurden Organismen aus den Polstern
getrieben, anschließend die Proben im Labor untersucht.
Einwandfrei war keines
der Betten. Der STERN testete in Hotels, die bis zu vier Sterne
hatten und in denen die Übernachtung im Einzelzimmer zwischen
129 und 275 Mark kostete. Überall konnten die Chemiker Schweiß-
Speichel- und Samenflüssigkeit nachweisen. Zum Teil in erheblichen
Mengen. So war etwa in einem Kilogramm Matratzenstaub der eingetrocknete
Rest von 2.4 bis zu 6.3 Liter Schweiß auffindbar und der von
41 bis zu 200 Milliliter Samenflüssigkeit.
Drei Betten hatten zudem braun-gelbe
Flecken auf den gepolsterten Unterlagen, auf zwei Kopfkissen zeigten
sich verfärbte Flächen mit dicken Rändern - eines
davon gehörte zur Ausstattung eines Vier-Sterne-Hotels. Offenbar
Schleim- oder Blutspuren. In einem Fall konnten Schimmelpilze in
beträchtlicher Menge in der Matratze nachgewiesen werden.
Auch Keime entdeckten die
Lefo-Fahnder mehrfach - das Maximum waren 245 Millionen pro
Gramm in einem Kopfkissen. Hätte ein Stück Fleisch solch
eine Belastung, würde es bereits stinken. Dieses Bett hatte
obendrein ein Inlett, in dem Kolibakterien nisteten: 2900 Mikroben
waren es pro Gramm Material. "Coliforme Keime sind Leitorganismen
für eine Fäkalbelastung und ein Indiz für Krankheitserreger".
sagt Wichmann. Das üble Bett fand der Chemiker in einer Herberge.
die sich im Prospekt rühmt, "seit Jahrzehnten Inbegriff
hanseatischer Gastlichkeit" zu sein. Auch Hausstaubmilben gingen
den Testern mehrfach in die Falle. Eine der Matratzen war sogar
stark damit belastet. Die Tierchen gedeihen im feucht-warmen Klima
der Unterlage prächtig und ernähren sich von den Hautschuppen
der Schläfer.
Normalerweise sind die Milben
harmlos, doch für Allergiker können die Ausscheidungen
der Spinnentiere gefährlich werden. Dann rötet sich die
Haut, tränen die Augen. und bei Asthmatikern können Anfälle
ausgelöst werden.
"Eine Schweinerei".
kommentiert Dr. Frank-Albert Pitten vom Instituttut für Hygiene
und Umweltmedizin der Universität Greifswald die Untersuchungsergebnisse.
Gewiß sei auch manch heimisches Bett ein wahres Biotop, aber
da wechsle nicht dauernd der Benutzer. Zwar verhüllen im Hotel
in der Regel saubere Bezüge Kissen, Matratze und Inlett. Doch
diese Barriere ist dünn und zudem durchlässig. So sind
die Lefo-Ergebnisse mehr als nur ein ästhetischer Schock. "Ein
Infektionsrisiko mit den Krankheitskeimen ist keineswegs immer ausgeschlossen",
sagt Mediziner Pitten. Krätzmilben etwa oder Läuse
können durchs Bett übertragen werden. Die allerdings haben
die Lefo-Tester nicht gefunden.
Hygenievorschriften für
Hotelbetten gibt es nicht. Die Federzeug und die Matratze bleiben
möglichst lange auf dem Gestell. Insider berichten, daß
viele Hotels gar nicht genug Ersatzteile haben um das Bettzubehör
zur Reinigung wegzugeben. Und der Hotelmanager einer amerikanischen
Kette verrät: Inletts werden meist nicht gesäubert sondern
einfach nach vier bis sechs Jahren weggeworfen und durch neue ersetzt.
Er empfiehlt Hotelgästen einen kritischen Blick unter die Bezüge
und gegebenenfalls energische Reklamation. Bei seinen Aufenthalten
in fremden Betten guckt er jedenfalls immer hinter die Kulissen.
Neulich gab es selbst für ihn noch eine Überraschung.
"Da krabbelte ein Silberfischchen unterm Kopfkissen."
Der Kenner weiß: Wo sich ein Tier blicken läßt,
wimmelt es von den Winzlingen.
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